22. Mai 2024

Die eigenen „Überlebensstrategien“ erkennen und sich somit von den damit einhergehenden Einschränkungen befreien

In der Psychologie versteht man unter einer „Überlebensstrategie“ die Verhaltensweisen und Mechanismen, die Menschen entwickeln, um mit Stress oder schwierigen Lebenssituationen halbwegs umgehen zu können.
Diese Strategien können bewusst oder unbewusst eingesetzt werden und dienen dazu, das emotionale und physische Wohlbefinden zu schützen.

Es gibt verschiedene Arten von Überlebensstrategien, darunter unter anderem:

  1. Vermeidung: Sich von stressauslösenden Situationen oder Erinnerungen fernhalten.
    • Beispiel: Jemand, der eine schwere Trennung durchgemacht hat, vermeidet es, an Orte zu gehen, die ihn an den Ex-Partner erinnern.

  2. Verdrängung: Unangenehme Gedanken und Gefühle ins Unterbewusstsein schieben, um sie nicht bewusst erleben zu müssen.
    • Beispiel: Ein Kind, das ein traumatisches Ereignis erlebt hat, erinnert sich nicht daran und zeigt keinerlei emotionale Reaktionen, wenn das Thema angesprochen wird.

  3. Rationalisierung: Probleme oder negative Ereignisse auf eine logische Art und Weise erklären, um emotionale Belastungen zu reduzieren.
    • Beispiel: Jemand, der bei einem Bewerbungsgespräch abgelehnt wurde, erklärt sich das Ergebnis damit, dass die Firma sowieso nicht gut zu seinen Karriereplänen gepasst hätte.

  4. Flucht in Fantasiewelten: Vor der Realität in eine Vorstellungskraft, Computerspiele oder soziale Medien flüchten.
    • Beispiel: Eine Jugendliche, die in der Schule gemobbt wird, verbringt viel Zeit damit, sich in ihre eigene fantasievolle Geschichtenwelt zu flüchten, um dem Alltag zu entkommen.
    • Beispiel: Ein junger Mann, der Probleme im sozialen Umfeld hat, verbringt Stunden mit Computer oder Online-Spielen, um der Realität zu entfliehen.

  5. Perfektionismus: Ständig nach Perfektion streben, um Kontrolle zu behalten und Fehler zu vermeiden.
    • Beispiel: Ein Student verbringt unzählige Stunden an einer Seminararbeit, weil er glaubt, dass sie fehlerfrei sein muss, um von den Kommilitonen und Professoren akzeptiert zu werden.

  6. Überanpassung: Eigene Bedürfnisse und Wünsche unterdrücken, um anderen zu gefallen und Konflikte zu vermeiden.
    • Beispiel: Eine Frau sagt immer „Ja“ zu zusätzlichen Aufgaben bei der Arbeit, auch wenn sie überlastet ist, aus Angst, von den Kollegen und dem Chef abgelehnt zu werden.

  7. Kontrolle: Das Bedürfnis, alles im Leben streng zu kontrollieren, um Unsicherheiten und Ängste zu vermeiden.
    • Beispiel: Ein Vater plant jede Minute des Familienurlaubs, um sicherzustellen, dass nichts schiefgeht und alle zufrieden sind, was zu zusätzlichem Stress führt.

  8. Rückzug: Sich sozial oder emotional von anderen Menschen distanzieren, um sich vor weiteren Verletzungen zu schützen.
    • Beispiel: Ein Mann, der kürzlich einen engen Freund verloren hat, vermeidet soziale Veranstaltungen und verbringt die meiste Zeit alleine zu Hause.

  9. Aggression: Mit Wut und aggressivem Verhalten auf Stress oder Frustration reagieren.
    • Beispiel: Ein Teenager, der in der Schule Schwierigkeiten hat, reagiert auf Kritik der Lehrer oder der Eltern mit lautem Schreien und Wutausbrüchen, um sich nicht mit seinen Ängsten auseinandersetzen zu müssen, dass Jahr eventuell wiederholen zu müssen.

  10. Lachen in schwierigen Situationen: Humor verwenden, um mit stressigen oder unangenehmen Situationen umzugehen.
    • Beispiel: Eine Frau lacht und macht Witze während eines unangenehmen Zahnarztbesuchs, um ihre Nervosität und Angst zu verbergen.
    • Beispiel: Ein Mann, der um einen verlorenen Angehörigen trauert, macht während der Beerdigung ständig Witze, um seine Trauer und den Schmerz zu überspielen.

Fazit:
Diese „Überlebensstrategien“ waren einmal ein sinnvoller Schutz, um eine schwierige Situation zu überstehen.
Langfristig führen sie jedoch oft zu Problemen, da sie ein Leben nach den eigenen Wünschen und den Umgang mit der Realität erschweren.
Die Lösung für ein glücklicheres und erfüllteres Leben liegt im Erkennen und Loslassen dieser alten, heute meist nicht mehr notwendigen Strategien.
Da Überlebensstrategien oft bereits lange vorhanden sind und von uns selbst oft nicht wirklich erkannt und bearbeitet werden können, ist es auf jeden Fall von Vorteil, sich dabei professionelle Hilfe zu suchen.
In einer vertrauensvollen Atmosphäre erlebt man dann, wie man wesentlich besser mit Situationen umgehen kann, die denen der Vergangenheit ähneln.
Diesmal aber ohne Flucht, Aggression, Rückzug oder Verdrängung.

Frank